Wermut
Wermut - Eine weinhaltige Geschichte
Wir kennen ihn alle und es ist einer der bekanntesten „Nebenprodukte“ neben dem Hauptakteur Wein – Der Wermut.
Den Namen Martini (nein, nicht den Cocktail) oder Cinzano haben wir alle schon mal gehört oder gesehen. Aber das Wermut eine so lange und umfangreiche Geschichte hat, wissen die Wenigsten.
Wermut oder auch Vermouth genannt:
Hierbei handelt es sich nicht um einen Likör, sondern durch Gewürze, Kräuter und später auch Zuckerzusätze aromatisierten Wein. Allen voran dem Wermutkraut, dem er auch seinen Name verdankt.
A bissel Wissen über Wermut:
Der Alkoholgehalt liegt beim Wermut meisten zwischen 14 und 22 % Vol. Prozentalkohol. Der Begriff Wermut ist auf europäischer Ebene sogar geschützt (Verordnung Nr. 251/2014). Hier dürfen zum Beispiel nicht weniger als 75% Weinanteil vorhanden sein. Man kann unterscheiden zwischen “extra trocken” , „trocken“, „halbtrocken“ und “süß”.
Sogar in der Antike bediente man sich schon der aromatisierten Weine als Heilmittel und Stimmungsmacher und kein geringerer als Hippokrates sinnierte über die heilende Wirkung der Mixtur. Parallel war das Gemisch auch in Asien schon bekannt und beliebt. Ein ganz paar Jahrhunderte und Abwandlungen später, kam es in Italien zum Run auf den aromatisierten roten Saft und man spricht von der Grundsteinlegung zum heute bekannten kommerzialisierten Wermut. Dann verschwand er lange Zeit aus den Regalen und Bars, bis zur Jahrtausendwende ein spürbares Interesse groß wurde, das bis heute anhält.
Martini & Rossi
(Verschiedene Ausführungen)
Bekannt und geliebt. Der Martini ist einer der bekanntesten Wermuts auf dem Markt und das seit 1863 und nein, er hat wenig mit dem schon vorher bekannten Cocktail „Martini“ zu tun. Ungebrochen galoppiert dieser Vermouth aus Italien seinen eleganten Siegeszug weiter und verdankt seinen Namen drei ehemaligen Angestellten einer Handelsfirma für Weine, die die Marke gründeten (damals Martini Sola e Cia). Schon zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Name weltbekannt. Allerdings durch die Übernahme von vier Söhnen von einem der Gründer, bekam Martini & Rossi nochmal einen richtigen Schub. Diese legten mit der damals neuen Strategie, Sport- und Kulturveranstaltungen zu sponsern, die Startrampe zum abheben. Seit dem ist die Marke ein stetiger Begleiter gewesen und aus vielen Köpfen nicht mehr wegzudenken. Später kaufte man sogar die Produktionsrechte an dem ebenso bekannten Noilly Prat Wermut (siehe unten) auf.
Heute gehört die Firma zur Bacardi-Gruppe und produziert weiter fleißig und munter in Italien, genauer Mailand. Zu der Zeit, wir erinnern uns, avancierte auch ein anderer Star zum Kultgetränk: Tonic Water.
Noilly Prat
(Verschiedene Ausführungen)
Der Noilly Prat ist ein besonderer Wermut aus Südfrankreich und darf sich als einer der ersten trockenen aromatisierten Weine aus dem Land bezeichnen. Kombiniert, kommen in diesem hochwertigen Tropfen zwei Weißweine aus Frankreich und ein Weinlikör aus Andalusien zum Einsatz. Das allein ist schon ein spannender Mix und macht recht deutlich, dass hier nicht mehr viel “gewürzt” werden muss. Dennoch kommen ausgesuchte Zutaten zum Einsatz, die dem Noilly Prat das Krönchen aufsetzen.
Der Noilly Prat wird in Eichenfässern gelagert, darunter sogar ein Jahr an der frischen Luft, um die küstennahe Umgebung wirken zu lassen. Mittlerweile gibt es neben dem Original Dry den Rouge und den Ambre.
Joseph Noilly und Claudius Prat gründeten 1813 das Unternehmen. 1971 von Martini und Rosso (oben) aufgekauft, gehört das Unternehmen nunmehr zur Bacardi-Group.
Carpano
(Süß/Rot)
Antonio Benedetto Carpano, italienischer Destillateur, wird bis heute als Gründer des uns bekannten Wermuts gefeiert. Inspiriert von Muskatweinen und den aromatisierten Weinen aus Deutschland, wollt er etwas Zugänglicheres für die Damenwelt schaffen. Sein mit Zucker und vielen Kräutern versetzter Auszug wurde kommerziell 1786 in Produktion gegeben und groß angelegt vermarktet. Der Run war unbeschreiblich und hielt lange Zeit an. Carpano Classico wird bis heute nach dem Originalrezept hergestellt und ist ein süßer Wermut mit feinen Kräutern und Zitrusnoten. Der Carpano Antica Formular ist eine sehr intensive Alternative, welche sich auch im Preis deutlich abhebt.
Beide Wermuts gelten mittlerweile als Geheimtipp und der Classico bei Hobby Barkeepern als perfekter Vermouth für Cocktails.
Ferdinands Vermouth
Die Marke Ferdinands und sein bekannter Saar Dry Gin, mit infundierten Riesling, aus dem Saarland selbst zählt mittlerweile zu den bekanntesten deutschen Gin-Sorten. Gehypt wird nicht nur in Fachkreisen der Saar Quince Gin (Quitte) und die ebenso limitierten Auflagen der Sommereditionen und des Goldcup. Was jemand aber weniger auf dem Schirm hat und das zu unrecht, ist die fantastische Wermut-Reihe. Wir stellen vor:
Ferdinand´s Dry Vermouth (Trocken)
Ein auf Basis des Riesling angelegter Wermut, der erste seiner Art. Besticht durch die in spezieller Hanglage aus der Saarburger Rausch wachsenden von Hand gepflückten Trauben. Die Gewürze und Kräuter stammen ebenfalls aus der Region und geben dem Dry Wermut einen außergewöhnlichen Charakter.
Die Frische des Rieslings und der leichte Dry-Touch werden durch aromatische Gewürze verfeinert und geprägt. Die fruchtige und trockene Note des Riesling Vermouth breitet sich elegant, aber bestimmend im Mundraum aus. Ein feiner Bursche.
Ferdinand´s White Vermouth (Halbtrocken)
Der “Ferdinand’s weiße Wermut” wird kurze Zeit in Mosel-Fuder-Fässern gereift. Ein Tanz zwischen der Säure und der Fruchtigkeit der Rieslingrebe. Leichter Touch an Melisse, dezent weicher beeriger Körper und eine fruchtige Frische. Trocken empfinden wir den White Vermouth nicht, denn das fruchtige Bouquet gibt dem ganzen eine lebendige Note.
Ferdinand´s Red Vermouth (Süß)
Ein süßer Wermut darf nicht fehlen und ganz der italienischen Tradition nach ein roter vollmundiger Tropfen. Hier treffen lokale rote Früchte auf die kräftige grüne Walnuss. Hier finden zum Beispiel Stavnsbaer Kirschen ihren Platz, welche für die Farbe und den säuerlichen Touch sorgen. Die Süße gewinnt der rote Wermut durch die Preiselbeeren und Schönberger Zwetschgen. Seinen leicht bitteren Charakterzug verdankt er der grünen Walnuss. Das alles spricht für einen komplexen Genuss und ein kleines Abenteuer für die Sinne.
Ferdinand´s Rose Vermouth Fruchtig Trocken/Süß
Als Viertes kam der Wermut Rosé bei Ferdinands dazu. Wem der Dry zu trocken und der Red zu süß war, der findet hier die perfekte Balance zwischen fruchtig, leicht herb und süß und trocken.
Absolut überzeugend für jeden Geschmack. Pur aber auch in einem Martini oder Rose-Spritz. Probier es einfach mal aus. Ein kleiner Tipp nebenbei, nehmt gern die Sommer Edition Gin von Ferdinands dazu. Diese beiden harmonisieren perfekt miteinander.
Giovannoni Vermouth Rosso
(Halbtrocken/Rot)
Aus dem Hause von Renato „Tato“ Giovannoni (Argentinien) kommt eine weitere Errungenschaft, die mal wieder ganz Renatos Wege geht. Wir kennen den Apostoles Gin-Serie des berühmten Barkeepers und Mixologen. Dass die Kultur und seine Herkunft ihn regelrecht dazu treiben einen Wermut zu kreieren, hatten wir fast vermutet und hier ist er nun.
Als Basis für den Giovannoni Vermouth Rosso dient ein Wein aus Bonarda-Trauben, natürlich Wermutkraut und weitere für Argentinien typische Kräuter und Gewürze. Auch wenn der Wermut als Halbtrocken eingestuft wird, empfinden unsere Tester ihn alle unterschiedlich. Einig waren sie sich bei der vollmundigen Frucht und dem komplexen Geschmack unsicher, der immer etwas Neues zutage fördert. Perfekt von Renato auf seinen eigenen Gin abgestimmt, aber auch für klassische Cocktails hervorragend geeignet.
Bejou
Aus dem Französischen übersetzt bedeutet „un bijou“ ein Juwel. Mit der Cocktail- und Wermutwelle Ende des 19. Jahrhunderts war dieser Drink lange Zeit beliebt in Amerika. Dennoch verschwand er und das für lange Zeit, denn andere Cocktails wie der Martinez, wurden beliebter. Nun und endlich, ist er wieder da.
Rezept:
- 6-7 cl Gin
- 2 cl roter Wermut
- 1 cl Chartreuse Verte
- 1 Dash Orange Bitters
Alle Zutaten auf Eis in ein Rührglas geben und kurz sanft aber bestimmend rühren. Danach in einen Tumbler auf Eis abseihen und mit einer Orangenzeste garnieren.
Negroni
Als der Graf Camillo Negroni um 1920 in seiner angestammte Bar in Florenz kam und einen mit Gin gestreckten Americano (Normalerweise mit Wermut, Campari und Sodawasser) bestellte wusste er nicht, dass er einen zeitlosen Klassiker kreieren ließ. Mittlerweile ist der Drink über 100 Jahre alt und feiert wieder große Beliebtheit.
Rezept:
- 3 cl Gin
- 3 cl roter Wermut
- 3 cl Campari
Alle Zutaten auf Eis in ein Rührglas geben und ca. 1 Minute sanft aber bestimmend rühren. Danach in einen Tumbler auf Eis abseihen und mit einer Orangenzeste garnieren.